Von: Kanape
Crew: Karen und Peter
Ab 28.Juni
Was uns in Visby besonders auffällt, gerade nach dem königstreuen Öland, ist, das nirgends an den Postkartenständen Bilder der Königsfamilie zu finden sind.
Durch das Lesen einer Broschüre von Tore Gannholm, einem Urgotländer, kamen wir dahinter:
Die Insel war schon im Mittelalter Spielball der Politik mit wechselnder Nationalität und kam 1645 endgültig zu Schweden. Es gab immer mal wieder den Versuch Gotland los zu werden.
Konkret sollte die Insel 1806 an den Malteser Orden verschenkt werden, der aber dankend ablehnte.
1932 gab es Bemühungen die guten Gotländer nach Schweden zu evakuieren und den Rest samt Insel der Großmacht zu Überlassen, die es haben wollte. Auch das schlug fehl. Man kann also Verstehen wenn die Gotländer sich nicht so sehr mit dem übrigen Schweden solidarisieren.
Es gibt auch eine eigene gotländische Sprache, in der viele deutsche, englische und russische Fragmente zu hören sind. (Karen: ich bekam dies gleich am ersten Tag im Hafenbüro zu spüren: mit meinem norwegisch komme ich in Schweden eigentlich gut zurecht nur diesmal verstand ich den Mann hinter dem Tresen fast gar nicht, sein englisch verstanden wir auch nicht viel besser… es lag neben seinem gotländischen Akzent wohl auch daran, dass er stotterte)
Als Gegenpart zum sommerlichen Königsbesuch auf Öland haben die Gotländer Anfang Juli ihr sozialistisches Politiker Treffen. Wir bekamen die Vorbereitungen hautnah mit. So wurden große Teile der Pier und Liegeplätze im Gästehafen als reserviert gekennzeichnet und mussten geräumt werden. Stände und Bühnen wurden aufgebaut und erste präsentable Yachten liefen ein.
Wir aber haben bei strahlendem Sonnenschein die Stadt erobert. Mit dem Fahrrad die Altstadt umrundet, durch Gassen und über Märkte gestreunt und viele Kirchenruinen bekraxelt.
Von den 9 Kirchen des Mittelalters wird seit der Reformation nur noch der jetzige Dom
Sankta Maria benutzt. Alle Anderen waren dem Verfall preisgegeben, wurden teilweise abgerissen um die Steine wieder zu verbauen und stehen heute als gesicherte Ruinen dem Publikumsverkehr offen.
Ein weiteres Unikat ist das am Hafen gelegene Wandererheim (Jugendherberge). Es ist das ehemalige, bis 1998 noch in Betrieb befundene Gefängnis. Hier ist noch alles original vorhanden.
Die 30 schmalen Zellen kann man bewohnen, die Mauer hat noch den Stacheldraht und die ehemalige Aufseherwohnung ist Gemeinschaftraum und Bar.
Doch wir wollten auch etwas vom Landesinneren sehen und so mieteten wir uns einen Wagen und sind einen Tag lang durch die Gegend gefahren. Alle Kirchen sehen gleich aus, eine Klosterruine als Shakespeare-Sommertheater und immer wieder Bauernhöfe mit Verkauf von Eigenprodukten und Keramik. Kurz gesagt: viel Wald Wiesen und Felder. Die Leute sagen selbst: Hier gibt es nichts, das Leben spielt an der Küste. Wie wahr!
Dann gibt es noch ein 560 ha großes steppenartiges Areal in dem die sogenannten Russ-Pferde, halbwilde kleinwüchsige Tiere, frei leben. Sie wurden früher als Grubenpferde in den Bergwerken Schwedens eingesetzt und sind sibirischen Ursprungs.
Auf dem letzten Drücker erreichten wir dann noch die Lummelunda-Grotten und konnten noch an der Besichtigung teilnehmen. Hier haben 2 Jungs 1948 eine Felsenhöhle entdeckt. Die wenige Zentimeter hohen Tropfsteine werden stolz gezeigt.
Ein Besuch im Gotland Museum schloss unseren Aufenthalt in Visby ab und wir machten uns auf
gen Norden nach Lieckershamn um unsere eigentliche Rundtour um Gotland zu beginnen.
Und davon nächste Mal und bis dahin
grüßt die Kanape-Crew
Karen und Peter
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